100 Jahre SISTO

106 I 1924 ı....|....ı....|....ı....|....ı....|....ı....|....ı....|....ı....|....ı....|....ı....|....ı...2019|... 2024 Presse Mit rund 150 Mitarbeitern erzielt SISTO einen Jahresumsatz von über 20 Millionen Euro. Seit 1994 ist SISTO auch in die sterile Verfahrenstechnik eingestiegen, um Ventile für die Pharma- und Lebensmittelindustrie herzustellen. Die meisten Ventile werden nach spezifischen Kundenanforderungen und nicht für den Lagerbestand produziert, was eine maßgenaue Herstellung ermöglicht. SISTO ist kein Massenproduzent, sondern richtet sich auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden aus. Ein typisches Endprodukt ist ein Ventil mit einer Gummimembran aus EPDM und aufkaschierter Folie, teilweise auf Basis eigener Rezepturen hergestellt. In Echternach wird der Gummi vulkanisiert und als Membran in das Ventil eingebaut. Aufgrund der kritischen Betrachtung von Peroxid in der Trinkwasserindustrie hat SISTO einen peroxidfreien Gummi entwickelt. EXCERPT Teure Rechnung Harter Brexit kostet jeden Luxemburger 220 Euro Einkommen Gütersloh/Luxemburg. Auch wenn keiner weiß, wie der Brexit aussehen und wann er vollzogen wird – das Bruttoeinkommen in Luxemburg und anderen EU-Mitgliedstaaten schmälert er einer Studie zufolge wohl in Milliardenhöhe. Komme es zu einem ungeregelten Austritt Großbritanniens ohne Vertrag, müssten sich die Luxemburger auf einen Einkommensverlust von 127 Millionen Euro jährlich einstellen. Pro Kopf bedeute das rein statistisch gesehen rund 220 Euro weniger, schätzt eine Berechnung der deutschen Bertelsmann Stiftung, die gestern in Gütersloh veröffentlicht wurde. Nach Großbritannien selbst wäre demnach das exportorientierte Deutschland bei den Bruttoeinkommen am stärksten belastet (fast zehn Milliarden Euro), gefolgt von Frankreich (7,7 Milliarden Euro) und Italien (4,1 Milliarden Euro). Auf das Vereinigte Königreich käme laut Simulation bei einem Austritt ohne Abkommen ein jährlicher Einkommensverlust von 57 Milliarden Euro zu – umgerechnet etwa 875 Euro pro Einwohner. Ein geordneter Brexit mit Austrittsabkommen würde die negativen Auswirkungen deutlich abmildern, betonen die Autoren. Sie hatten auf Basis von amtlichen Handelsdaten in zwei Szenarien – Brexit mit oder ohne Vertrag – Einkommensentwicklungen geschätzt, auf Grundlage erwarteter Veränderungen beim Bruttoinlandsprodukt. Als Gründe für die erwarteten Verluste nennen sie Zölle, die Waren verteuerten, aber auch einen wohl sinkenden Wettbewerb in Europa mit negativen Folgen für Preis- und Lohnentwicklung. USA und China profitieren Bei einem vertraglich geregelten Austritt sieht die Simulation weit weniger negative Auswirkungen. Für Luxemburg nehme man dann Einkommensverluste von 70 Millionen Euro an (122 Euro pro Kopf), für Deutschland wären es 5,3 Milliarden Euro, für Frankreich 4,3 Milliarden Euro. Auch für die gesamte EU (ohne Großbritannien) würde sich der Verlust in etwa halbieren – auf geschätzte 22 Milliarden Euro. Profitieren könnten wohl die USA und China mit jährlichen Milliarden-Einkommenszuwächsen, einen leichten Anstieg erwartet die Studie auch für Russland. Dominic Ponattu von der Bertelsmann Stiftung sagte, werde der Handel innerhalb Europas teuer, würden die „Wirtschaftsbeziehungen mit dem Rest der Welt“ attraktiver. Zahlreiche Stimmen aus Politik, Wirtschaft und auch Verbraucherschützer hatten vor drastischen Folgen gewarnt, sollte es zu einem chaotischen Brexit kommen. Die britische Premierministerin Theresa May hat die EU am Mittwoch um einen Aufschub bis 30. Juni gebeten – ohne Teilnahme an der Europawahl zuvor im Mai. dpa/mbb LUX EU GBR – 57,3 Milliarden Euro * Jährliche Einkommensverluste und -gewinne durch einen harten Brexit, in Preisen von 2016, Zahlen auf Basis eines Simulationsmodells der globalen Wirtschaft aus der Studie „Estimating the impact of Brexit on European countries and regions“. Quelle: Bertelsmann Stiftung Folgen eines harten Brexits* – 40,4 Milliarden Euro – 127 Millionen Euro + 5,3 Milliarden Euro + 13,2 Milliarden Euro CHN USA Bankenfusion stößt auf Skepsis Gewerkschaft befürchtet den Verlust von bis zu 30 000 Arbeitsplätzen Frankfurt/Main. Unter dem Eindruck der Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank haben gestern die Aufsichtsräte beider Geldhäuser getagt. Über Inhalte der Treffen drang zunächst nichts nach draußen. Das Fusionsthema dürfte allerdings für Zündstoff gesorgt haben. Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor ihre ablehnende Haltung bekräftigt. „Wir werden die Kritik bei den Sitzungen der Kontrollgremien von Commerzbank und Deutscher Bank zur Sprache bringen“, hatte Verdi-Bankexperte Jan Duscheck angekündigt. Die Gewerkschaft befürchtet im Fall einer Fusion den Verlust von bis zu 30 000 Arbeitsplätzen. Ende 2018 beschäftigten beide Institute zusammen gut 133 000 Vollzeitkräfte. „Ich glaube nicht, dass Vorstand und Aufsichtsrat grundsätzlich gut beraten wären, einen Zusammenschluss gegen den Widerstand der Arbeitnehmer durchzusetzen“, sagte Duscheck. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Integration der Postbank in den Deutsche-Bank-Konzern, „bei der noch viele Maßnahmen anstehen, denen Betriebsräte und Verdi zustimmen müssen“. Die Termine für die jeweiligen Aufsichtsratssitzungen standen schon länger fest, auch wegen der Genehmigung der Jahresabschlüsse. Deutsche Bank und Commerzbank hatten am Sonntag nach monatelangen Spekulationen die Aufnahme von Gespräche angekündigt. Sie betonten zugleich, dass eine Fusion keine ausgemachte Sache sei. Befürworter eines Zusammengehens glauben, dass die Banken nur gemeinsam stark genug wären, um sich gegenüber der weltweiten Konkurrenz zu behaupten. Manche Finanzprofis sind allerdings skeptisch. „Die Chancen, dass beide Banken eine bessere neue Einheit bilden können, sind gering – die bestehenden Ertragsprobleme lassen sich so kaum lösen“, sagte Michael Hünseler, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Assenagon. Zudem werde ein Zusammenschluss auf absehbare Zeit wichtige Ressourcen bei Mitarbeitern und beim Management der Institute binden und so möglicherweise die Ertragskraft weiter schwächen. Positiv könnten aus Hünselers Sicht unter anderem Größenvorteile im Privatkundengeschäft sein. Insgesamt bewerte er eine Fusion „jedoch als nicht zielführend, nicht zuletzt auch aufgrund komplexer Bewertungs- und Bilanzierungsfragen sowie gravierender Unterschiede in der Unternehmenskultur.“ Auch Finanzexperten, die vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragt wurden, beurteilten einen Zusammenschluss skeptisch. Danach meinten lediglich gut 15 Prozent der 174 Befragten, dass eine Fusion gut für das deutsche Finanzsystem wäre. Knapp 65 Prozent stimmten dieser Aussage nicht zu. Der Rest erwartet weder negative noch positive Folgen. „Nach Ansicht der befragten Finanzmarktexperten überwiegen bei einer Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank, die kompliziert und teuer in der Umsetzung ist, die Nachteile, erläuterte ZEW-Präsident Achim Wambach. dpa Deutsche Bank und Commerzbank verhandeln über Fusion. Foto: AFP 14 | Freitag, den 22. März 2019 Wirtschaft & Finanzen | | Wirtschaft & Finanzen Freitag, den 22. März 2019 | 15 Die Membran macht's Ganz spezielle Ventile sind das Geschäft von Sisto Armaturen Von Marco Meng Echternach. Die Ventile der Sisto Armaturen S.A. in Echternach werden in der ganzen Welt eingesetzt. Was sie besonders macht, ist ein bestimmter Bestandteil: eine Membran. Das Einsatzgebiet ist groß: „In Chemieproduktion, Gebäudeausrüstung – hier vor allem größere Objekte wie Krankenhäuser und Seniorenheime –, Energietechnik, Kraftwerke oder bei Medikamentenherstellern wie zum Beispiel Roche“, erklärt Andreas Laschke, Geschäftsführer von Sisto. Der Spezialist für Membranventile produziert mit rund 150 Mitarbeitern in Echternach für spezielle Anwendungen und erwirtschaftet damit einen Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro. 1947 als „Fonderie et Atelier de Mersch“ für die Metallverarbeitung in Mersch gegründet, hat sich das Unternehmen heute auf Ventile spezialisiert und wählte 2003 den Standort Echternach. „Das Membranventil hat zwei Vorteile“ erklärt Laschke beim Rundgang durch die Produktionshallen. „Zum einen ist es ein sehr sicheres Ventil, zum anderen ein sehr hygienisches.“ Letzteres ist der Grund, warum Sisto 1994 in die sterile Verfahrenstechnik eingestiegen ist und Ventile für Pharma- und Lebensmittelindustrie herstellt. Spezialventile heißt: Produktion nach Kundenanforderungen Die wenigsten Ventile werden für den Lagerbestand vorgefertigt; überwiegend sind sie projektgebunden, das heißt maßgenau hergestellt. „Wir sind kein Massenproduzent, sondern auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden ausgerichtet“, erklärt Laschke. „Das Endprodukt ist ein Ventil wie dieses“, meint der Sisto-Geschäftsführer in der Produktionshalle und zeigt ein Ventil, das nicht einfach ein Absperrventil ist, sondern eine Gummimembran aus EPDM und aufkaschierter Folie hat. Der kritischste Bestandteil des Ventils, so Laschke. Zum Teil auf Basis eigener Rezepturen hergestellt, vulkanisiert Sisto den Gummi in Echternach, ehe er als Membran in das Ventil eingebaut wird. Da Gummi Peroxid enthält, was in der hochregulierten Trinkwasserindustrie als immer kritischer angesehen wird, hat Sisto auch einen peroxidfreien Gummi entwickelt. Zudem wird das Innere mancher Ventile ausgekleidet, je nach Medium, das später durch die Ventile laufen soll. Das geschieht durch eine Gummiauskleidung oder mittels eines Pulvers, das in das Ventil gepresst und anschließend gesintert wird. In Echternach betreibt Sisto auch Forschung und Entwicklung. Das Unternehmen nutzt aber genauso die Forschungsabteilung der KSB-Gruppe, wo immerhin einer der weltgrößten 3D-Drucker im Einsatz ist. Sisto gehört seit 1988 mehrheitlich zum Pumpen- und Armaturenhersteller KSB (53 Prozent), und zu 47 Prozent der staatlichen Luxemburger Bank SNCI. „Wir nutzen das weltweite KSBNetzwerk auch für den Vertrieb“, erklärt Laschke. Im Bereich Steriltechnik baut Sisto allerdings derzeit einen eigenen Vertrieb auf. „Das ist ein anderer Markt als der, den KSB versorgt“, so Laschke. „Im Pharmabereich sind wir sehr variantenreich, weil dort auch immer von Grund auf Anlagen neu konzipiert werden“, führt Laschke weiter aus. Die Membranventile von Sisto werden beispielsweise in Biofermentationsanlagen von Medikamentenherstellern eingesetzt, wo Bakterien für verschiedene Wirkstoffe gezüchtet werden. „In einer Anlage, für die wir vielleicht 5 000 Ventile liefern“, erläutert Laschke, „haben wir tendenziell tausend Ventil-Varianten“. Dieser Variantenreichtum ist auch der Grund dafür, dass Sisto viele Werkzeuge für seine Produktion nicht herstellen lässt, sondern selbst herstellt. Das erhöht die Geschwindigkeit. Jedes Ventil entsteht aus einem Metallblock Im Rohteillager liegen auf Paletten aufgereiht Metallblöcke, aus denen später die Ventile entstehen. Manches ist Rohguss-Ware aus Brasilien, wo KSB eine Gießerei hat, andere sind geschmiedete Stangen. Jedes hat eine Chargennummer, die auf alle Ventile, die daraus entstehen, übertragen wird. „Jedes Ventil wird auch auf Dichtigkeit und Festigkeit geprüft, bevor es das Werk verlässt“, erläutert Laschke. Manche Ventile werden geschmiedet, andere aus dem Metallblock gefräst, was unnötige Schweißnähte erspart, an denen sich Keime festsetzen könnten. „Und hier findet das Polieren statt“, sagt Laschke, während er in einen Raum führt, in dem Mitarbeiter das Innere der Ventile auf eine bestimmte Glattheit hin polieren. Manuell vor allem deswegen, weil die Ventile von Sisto keine in Masse hergestellte Standardware sind. Die dadurch bedingte hohe Wertschöpfungstiefe erlaubt eine Qualitätsüberwachung über die gesamte Fertigung hinweg. Neben dem mechanischen Polieren werden die Ventile dann noch mit Elektropolieren geglättet und gereinigt. „Der Markt für solche Ventile, wie wir sie herstellen, ist die ganze Welt.“ Gerade wird ein Großauftrag für Taiwan abgewickelt, andere Ventile sind für eine Produktionsanlage für therapeutische Wirkstoffe auf biotechnologischer Basis in der Schweiz bestimmt. „In technischen Berufen gibt es viele spannende Arbeitsplätze“, sagt Laschke. Als mittelständisches Unternehmen, das zu einer großen Gruppe gehöre, „haben wir jungen Leuten viel zu bieten“, so Laschke. „Wir arbeiten deswegen auch eng mit Hochschulen zusammen.“ Obwohl es nicht einfach ist, Facharbeiter wie Fräser, Dreher oder auch Ingenieure zu finden, hat Sisto Ausbaupläne und will die Produktionskapazität erweitern. „Die Perspektiven für unser Geschäft sind sehr gut“, so der SistoChef. Ventile mit Gummimembran als Abdichtung und Verschluss stellt Sisto-Armaturen in unzähligen Variationen und Größen her: lackiert und unlackiert, mit Innenverkleidung oder ohne. Da alle für spezielle Projekte sind, ist eine enge Abstimmung mit den Kunden nötig. Fotos: Chris Karaba Sisto stellt auch die Gummi-Membrane für seine Ventile her. :Die Perspektiven für unser Geschäft sind sehr gut. Andreas Laschke Nur ein kleiner Prozentsatz: Standardventile werden vorgefertigt. Andreas Laschke, Chef von Sisto Armaturen, kam vor fünf Jahren von KSB zu Sisto. Das Innere der Ventile wird geglättet. Die Membran macht‘s In: Luxemburger Wort, 22.03.2019, S. 14 +15

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